Der September endet mit einer Premiere: 1. Konferenz der Kinder

Im Rückblick auf die vergangenen Jahre und vorausschauend auf das Lernen in der nahen und mittleren Zukunft hat der Grundschulverband „Anforderungen an eine zukunftsfähige Grundschule“ formuliert. Darin wird festgestellt: Die Schule der Zukunft muss eine Schule der allseitigen Bildung und des gemeinsamen Lernens für alle Kinder sein, aber zugleich auch eine demokratische Schule, ein Ort der Lebens- und Lernfreude und eine Schule, die Leistungen würdigt und fördert. (Quelle: Grundschulverband)

Doch was bedeutet das konkret? Viele gebildete Menschen formulieren die Ansprüche, die an die Schule von heute gestellt werden. Die Erwachsenen zerbrechen sich den Kopf darüber, wo, wie, was und wann Schule sein soll. Es wird viel geredet, doch ist es nicht an der Zeit zuzuhören?

Als freier Bildungsträger ist es umso mehr unsere Aufgabe, Schule so zu gestalten, dass sie für unsere Kinder und Jugendlichen jederzeit das Bestmögliche bereithält. Dabei gilt es, den Spagat zwischen den Vorgaben des Ministeriums und den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kinder zu meistern.

Die Workshops im Kurzportrait

Die Teilnahme der Vorschulkinder des Kinderhauses war eine kleine Besonderheit. Sie besuchen die Schule noch nicht, aber als nächste Generation sollten sie ebenfalls gehört werden. In den Wochen vor der Konferenz besuchte Lucia Gründer, unsere 10.-Klässlerin aus Hangelsberg, die Kinder regelmäßig mit ihrer Hündin Mayla. Sie zeigte den Kindern auf spielerische Art und Weise, unter anderem mit Hilfe von Legekarten, wie man sich einem Hund gegenüber verhält, was er fressen darf, wie die Körperteile des Hundes heißen und wozu sie diese benutzen. Die Kinder staunten, dass Hunde auch lernfähig sind und ihnen z.B. verschiedene Kommandos und Tricks beigebracht werden können. Am Tag der Konferenz war der große Moment für die Kleinen gekommen. Nach ein paar Übungen zum Warmmachen, war es an der Zeit zu zeigen, was jeder gelernt hatte. In einer kleinen Prüfung beantworteten die Kinder jeweils eine Frage rund um den Hund und führten mit Mayla 2 Kommandos durch. Alle Kinder erhielten am Ende von Lucia den Hundeführerschein, als Beweis für ihre super Leistungen.

Im Workshop von Heike Woitke (Lehrerin an der Freien Montessori Grundschule Hangelsberg) ging es um die Wünsche unserer Kinder. Zur Veranschaulichung bastelten die Schülerinnen und Schüler aus Hangelsberg und Königs Wusterhausen gemeinsam Wunschfänger, also wie Traumfänger, nur, dass sie Wünsche einfangen und festhalten. Fleißig wurde Wolle um Holzrahmen gespannt, verziert mit Perlen und Federn, jeder wie er mochte. Auf kleine Holzscheiben wurden die Wünsche der Kinder niedergeschrieben und mittels Wolle in den Wunschfänger eingearbeitet. Das war alles gar nicht so einfach und verlangte den Kindern einiges an Fertigkeiten ab. Umso erfreulicher war die Erkenntnis, die die Kinder daraus gewonnen haben. Sie waren sich alle einig, dass man, bloß weil man etwas noch nicht kann, nicht gleich aufgeben darf: Immer einen Schritt nach dem anderen, erstmal anfangen und sich überraschen lassen, was alles möglich ist.

Kreativ ging es auch bei Ulrike Stolte (Lehrerin an der Beruflichen Schule Paula Fürst) zu. Sie hatte für Ihren Workshop allerhand eingepackt, um mit den Kindern eine Schule zu bauen, so wie sie sich diese vorstellten. Aus Eierpappen, Styroporbällen, Tannenzapfen, Kastanien, Holz und vielen weiteren Materialien entstanden in knapp 2,5 Stunden ein von den Schülerinnen und Schülern gestalteter Schulhof mit vielen Spielgeräten und einem Streichelzoo, ein schwebendes Klassenzimmer in den Bäumen und ein Outdoor-Klassenzimmer. Der Wunsch nach mehr Unterricht außerhalb des eigenen Klassenzimmers kam dabei deutlich hervor – es zieht unsere Kinder raus in die Natur zum Lernen. Ein weiterer Wunsch, den uns die Kinder während der Präsentation ihrer Arbeiten verraten haben, waren digitalere Schulen. Naturverbundenheit und Digitalisierung scheinen sich nicht gegenseitig auszuschließen. Die Aufgabe muss es also sein, zwei so unterschiedliche und scheinbar gegensätzliche Bausteine zu kombinieren, um die Kinder in allen Bereichen abzuholen. 

Bei Monika Mittelstaedt-Wenzel (Lehrerin an der Montessori Grundschule Königs Wusterhausen) stand die Debatte im Fokus. Ein Wimmelbild zeigte verschiedene Situationen, wie sie in einer Stadt passieren können: ein falsch parkendes Auto, welsches die Straße blockiert; Jugendliche, die auf dem Spielplatz rauchen; eine Demonstration, aufgrund derer eine Umleitung eingerichtet wurde. Die Schülerinnen und Schüler beider Grundschulen studierten das Wimmelbild sehr genau und schrieben auf, was sie an diesen und vielen weiteren Situationen stört. In angeregten Gesprächen suchten die Kinder nach Möglichkeiten, wie sie bestimmte Dinge ändern können und lernten, von wem sie Hilfe bekommen. Das Planspiel hat damit weit über die Schule hinausgewirkt, aber es ist den Kindern sehr gut gelungen, das große Ganze auf den Lebensraum Schule umzumünzen. Unsere Schülerinnen und Schüler wünschen sich mehr Raum zum Reden und Diskutieren im Unterricht. Sie haben gelernt, dass es wichtig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch auszusprechen. Dabei hilft Streit niemandem, sondern nur die Suche nach der Ursache und der Wille, Lösungen zu finden.

Christian Schmitt (Lehrer an der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe Woltersdorf) eröffnete den Schülerinnen und Schülern aus Hangelsberg und Königs Wusterhausen einen ganz anderen Weg des Ausdrucks. Mittels Musik ermutigte er die Kinder, ihre Wünsche in Worte zu fassen. Es wurde gebrainstormt, was das Zeug hält – herausgekommen ist das Lied „Liebe Schule“, welches sie zum Abschluss der Workshop-Präsentationen zum Besten gaben. Begleitet von Gitarre, Trompete, Melodika, Trommel und Klangstäben sangen die Kinder gemeinsam mit Christian über ihre „Liebe Schule“, was ihnen gefällt, aber eben auch über die Dinge, die sie nicht so toll finden oder ihnen fehlen. Kritik, egal ob positiv oder negativ, lässt sich auf viele Arten äußern. Den richtigen Weg muss jeder für sich selbst finden. Wichtig ist es, zu wissen, dass man eine Stimme hat, und wir legen auf die Stimme eines jeden einzelnen Kindes Wert.

Gemeinsam können wir alles meistern

„Ohne viele fleißige Hände wäre diese 1. Konferenz der Kinder nicht möglich gewesen. Deshalb gilt unser Dank nicht nur den Workshopleitern und Mitarbeitern der teilnehmenden Einrichtungen, sondern auch den Schülerinnen und Schülern des 3. Ausbildungsjahres der Erzieher und Sozialassistenten unserer Beruflichen Schule Paula Fürst. Sie haben beim Einlass und der Dokumentation der Konferenz unterstützt, vor der Veranstaltung mit den Kindern gebastelt, unserem Maskottchen FAWI Leben eingehaucht und mit den Kindern in den Workshops gearbeitet. Das Team unserer Marketing-Abteilung war von Beginn an in die Planung involviert und hat auch am Tag der Konferenz selbst, vom Aufbau über die Dekoration bis hin zur letzten Zuckerwatte, einen großartigen Job gemacht. Nicht zu vergessen unsere Azubis aus Fürstenwalde, ohne die so mancher Handgriff ein echter Kraftakt geworden wäre. Zu guter Letzt danken wir Lutz Kusig von der Freien Montessori Oberschule Hangelsberg und seinen Schülern, die uns zur Mittagszeit mit Bratwürsten und Hot Dogs versorgt haben.

Wir blicken gespannt auf die Entwicklungen in der Zukunft und wie sich die Wünsche unserer Kinder umsetzen lassen, denn die uns gestellten Aufgaben haben es in sich. Nicht alles wird realisierbar sein, aber irgendwo zwischen dem grüneren Klassenzimmer, dem aktiveren Unterricht, geduldigeren Lehrern, einem Schul-Haustier sowie längeren Pausenzeiten und späteren Schulanfängen werden wir Wege finden, noch besser auf die Wünsche unserer Schülerinnen und Schüler einzugehen.“

Gender-Hinweis:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir eine gendergerechte Form von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Wir möchten darauf hinweisen, dass dies aus rein redaktionellen Gründen geschieht und keinerlei Wertung beinhaltet. Selbstverständlich beziehen sich die Angaben auf alle Geschlechter.

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